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  28.08.2006

Vivre la minute! Viva el minuto! Long lives the minute!

Das 3. One Minute Filmfestival in Aarau war ein Erfolg. Von rund 1‘600 Festivalgästen besucht, wurden an drei Tagen über 700 Kurzfilme gezeigt. Doch wo blieb Super 8?

Bereits die Durchsicht des kleinen Festivalkatalogs des Aarauer One Minute Filmfestivals macht es sofort klar: Der Einminutenfilm hat sich innerhalb der Untergrundfilmszene längst als eigene Ausdrucksform etabliert. Entsprechende Einminutenfilmfestivals sind in den vergangenen Jahren sprichwörtlich wie Pilze aus dem Boden geschossen und finden zumeist jährlich in Italien, Frankreich, Kanada, Brasilien, Chile, den USA, oder Kroatien statt.

In der Szene kennt man sich. Unter den Festival-Organisatoren herrscht ein reger Austausch. Die einzelnen Festival stellen mit Fokus auf das eigene Land ihre Programme zusammen, und reichen dann eine Auswahlschau der Filme an die anderen Festivals weiter. So ist auch ein grosser Teil des internationalen Programms, das in Aarau zu sehen war zu Stande gekommen, das Filme aus Italien, Frankreich, Japan, Kanada und Kroatien umfasste. Schwerpunkt bildeten in Aarau jedoch die drei Wettbewerbs-Programme, in denen vorwiegend Schweizer Spiel-, Dokumentar-, Experimental- und Animationsfilme gezeigt wurden.

Das Aarauer Festival wurde 2004 von Stepahn Filati und Kurt Dettling ins Leben gerufen. Man wollte in erster Linie ein Filmfestival schaffen, das ohne Selektion allen Autorinnen und Autoren die Chance gibt, ihre Filme zu zeigen, erklärte Dettling, der auch eigene Filme realisiert hat. Somit kommt das One Minute Filmfestivals Aarau praktisch ohne Selektion aus. Das Potpourri an unjurierten Filmen schmälerte das Sehvergnügen keinenfalls. Die Wettbewerbs-Programme warteten dem Publikum mit zahlreichen kineastischen Perlen auf, und bei langweiligen Steifen wusste man ohnehin, dass dieser nicht länger als eine Minute dauert.

Digital im grossen Trend
Das One Minute Filmfestival Aarau bezeichnet sich bewusst als Film- und Video-Festival. Eingereicht werden aber praktisch nur noch Filme auf digitalen DVDs und DVs. Neben klassischen Videos tauchen immer häufiger Filme auf, die mit Mobiltelefon-Kameras gedreht wurden. Die Qualität dieser Filme lasse zwar laut Organisator Dettling noch zu wünschen übrig und sei im Moment für die Leinwand so gut wie unbrauchbar. Er sieht darin aber ein klarer Trend und kann sich vorstellen, dass es schon bald Festivals ausschliesslich für Handy-Filme gibt. Bei den Organisatoren wären 16-mm- oder Super-8-Filme mehr als willkommen. Aber auch in Aarau zeigte sich einmal mehr, dass der Zelluloidfilm praktisch aus Festivals dieser Kategorie verschwunden ist. Ziemlich ernüchternd fiel demnach auch die Anwesenheit von Super-8-Filmen aus. Aus drei von insgesamt 16 Programmblocks konnten gerade mal deren zwei als original mit Super 8 gedrehte Filme identifiziert werden. Interessant und paradox zugleich: bei einigen Filmen wurde ein Super-8-Look mittels eines Videofilters nachgeahmt. Der dadurch erzielte Retro-Charme mag verblüffen, kann das geübte Auge eines Super-8-Filmers aber nicht hinters Licht führen. Super 8 ist einfach mehr als nur Staubfusseln und ein paar Kratzer im Bild! Genauso wie auf Graustufen eingestellte Farbbilder noch lange keinen Schwarzweiss-Film ausmachen. Somit bleibt zu hoffen, dass beim nächsten One Minute Filmfestival Aarau der Super-8-Film wieder besser vertreten sein wird.


Weitere Einminutenfilmfestivals:

Videominuto, Florenz, www.videominuto.it
1 Minuten Animations Festival Tokyo, oneminute.cool.ne.jp/festival
The One Minute Film & Video Festival Toronto, www.minutefilmfest.com
Les Minutes Urbania, www.urbania.ca
Crominute Festival Pozega, www.crominute.hr
One Minute Festival, São Paulo (BRAS) festivaldominuto.uol.com.br
100 Second Festival Lowell, 100second.ltc.org



One Minute Filmfestival Aarau
18. bis 20. August 2006
www.oneminute.ch

Gewinner der Wettbewerbe
www.oneminute.ch/gewinner06.html