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| 06.10.2006 Blues auf ein Stück gelbe Filmgeschichte Von Beatrice Jäggi Als ich am Mittwochabend, dem 27. September, um 18.20 Uhr den Briefkasten öffnete wurde es mir ein für allemal klar: Dieser gelbe Beutel da inmitten meiner Post ist definitiv der letzte seiner Art, den ich aus dem Kodak-Labor in Lausanne zurück erhalte. Wenige Tage zuvor belichtete ich meine letzte Kodachrome Super-8-Kassette beim Besuch des Kodak-Labors in Renens nahe bei Lausanne. Wenigsten noch einen Augenschein wollte ich von dem Ort nehmen, wo mit grösster Sorgfalt und hoher Qualität die Kodachrome-Super-8-Filme aus der ganzen Welt (mit Ausnahme von Nordamerika) entwickelt wurden.Augenschein wollte ich von dem Ort nehmen, wo mit grösster Sorgfalt und hoher Qualität die Kodachrome-Super-8-Filme aus der ganzen Welt (mit Ausnahme von Nordamerika) entwickelt wurden. Jetzt ist das Kodak-Labor in Renens Geschichte. Aus und vorbei. Bis Ende des Jahres wird ein Teil der Belegschaft die europaweit letzte Kodachrome-Entwicklungsanlage demontieren und entsorgen. Der Wegfall des K40 ist für die Super-8-Fangemeinde ist ein schmerzlicher Verlust. Rund 16 Monate sind seit der Bekanntgabe über das Ende durch das Kodak-Mutterhaus in Rochester vergangen. Eine bewegte Zeit mit viel Emotionen, Empörung und einer Rettungs-Petition. In den letzten Tagen wurde das Labor noch einmal von Einsendungen an Filmen überschwemmt, wie in alten Zeiten als der Betrieb noch wie geschmiert lief. «Super 8 Urgent!» stand mit einem Kugelschreiber in grosser Eile auf einem Umschlag gekritzelt, den die Post an jenem Morgen mit unzähligen weiteren Einsendungen anlieferte. Bis zuletzt läutete in Lausanne fast ununterbrochen das Telefon. Anrufer aus aller Welt wollten wissen, ob denn nun wirklich Schluss sei und warum. Nicht selten wurde man in Lausanne am Telefon beschumpfen. Der gelbe Riese sei ein kapitalistisches Unternehmen ohne jegliches Interesse am kleinen Super-8-Filmer. Dabei verdiente Kodak mit den Kodachrome-Super-8 schon lange kein Geld mehr. Viel zu klein war das Segment dazu geworden und viel zu aufwändig Handhabung und Verarbeitung des K40 im Labor. Stimmen, wonach der Kodachrome aus dem Markt genommen werden sollte, wurden bei Kodak bereits anfangs der Neunzigerjahre laut, als die Verkäufe einen ersten massiven Rückgang erlebten. Doch es gab innerhalb des Unternehmens auch Leute, die sich für den K40 einsetzten. Super 8 ist mehr als nur ein Filmformat. Super 8 ist die Erfindung von Kodak, ein Brand signifikant für jenes Schmalfilmformat, das Mitte der Sechzigerjahre die Amateurfilmerei revolutionierte. Vor ca. zehn Jahren wurde die weltweite Filmentwicklung, 18 Kodachrome-Entwicklungsanlagen befanden sich zu den Super-8-Hochzeiten alleine in Deutschland, auf eine Ort zusammengezogen. Zentral gelegen und mit einer noch guten Anlage bestückt, erwies sich Lausanne als der ideale Standort für die weltweit zentralisierte Filmentwicklung. Für Schweizer Super-8-Filmerinnen und -Filmer herrschten bis zum bitteren Ende nahezu paradiesische Verhältnisse. Klammert man den massiven Preisanstieg, den das Material in den letzten acht Jahren erfahren hat aus, so blieb eigentlich alles beim alten. Filme konnte man im Supermarkt und vielen Fotofachgeschäften kaufen, belichten, Kassette in den Beutel stecken und nach Lausanne einsenden. Wenige Tage später lag der fertig entwickelte Filme wieder im Briefkasten. Und so finde ich zwei Tage nach meinem Besuch in Lausanne die definitiv letzten Rollen abgepackt im klassischen gelben Kodak-Beutel. Sie werden mir in Zukunft fehlen!
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![]() Im gelben Beutel angelieferte K40-S8-Kassetten. Die Filme werden für die Entwicklung zu einer grossen 900-Meter-Rolle zusammengeklebt. ![]() Leere S8-Kassetten. ![]() Vorrichtung zur Trocknung und Kontrolle der fertig entwickelten S8-Filme. ![]() Leere S8-Spulen bei der Konfektionierungsmaschine, wo die Filme wieder in den exakt richtigen Beutel gesteckt werden. |
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